Im Normalfall gilt im Fußball: Je höher die Spielklasse, desto besser die Qualität. Doch gilt das auch für die Beschaffenheit des Rasens? Sicherlich steigert sich die Qualität nicht zwangsläufig linear zur Höhe der Liga. Dennoch gibt es einige grundlegende Unterschiede. Mit der Rasenheizung sind wir einer Rubrik des „Verwöhnprogramms“ auf den Grund gegangen.

Rasenheizungen sind bei Profivereinen nicht mehr wegzudenken. Vielmehr sind sie Pflicht. Ansonsten erhalten die Klubs vom Verband keine Lizenz. Zuschauer wollen auch bei eisiger Witterung unterhalten werden. Doch die Unterhaltungskosten einer Rasenheizung locken Geizhälse nicht hinter dem Ofen hervor. Etwa 2.000 Euro verschlingt das System nur an einem Nutzungstag. Die Anschaffungskosten belaufen sich etwa zwischen 400.000 Euro und 600.000 Euro.

Verschiedene Modelle sind denkbar. Auch die Entwicklung in diesem „Geschäft“ findet keinen Stillstand. Meist werden in etwa 25 cm Tiefe Kunststoffrohre verlegt und fixiert. Das Maß ist deshalb so gewählt, weil sich die Rohre auf der einen Seite oberhalb der Drainage befinden. Auf der anderen Seite macht die Tiefe Sinn, damit die wiederkehrenden Arbeiten nicht behindert werden. Durch das Aerifizieren wird der Boden beispielsweise mit Gerätschaften aufgerissen. Natürlich sollen die Leitungen dabei unbeschädigt bleiben.

Die relativ große Tiefe verlangt dem durchgeleiteten Wasser einiges ab. Erst eine Vorlauftemperatur von ca. 35 Grad macht Sinn. Ansonsten würde die gewünschte Wirkung an der Erdoberfläche nicht entstehen. Das Warm-Wasser wird zudem mit dem Frostschutzmittel Glykol vermischt. Insgesamt fließen etwa 15.000 Liter Wasser durch ein Kunststoffrohr-Labyrinth von bis zu 27 Kilometer.

Natürlich ermöglicht eine Rasenheizung in erster Linie den fortlaufenden Spielbetrieb in den Wintermonaten. Trotz hoher Kosten investieren viele Bundesliga-Klubs sogar in Trainingsplätze. Dadurch steht auch der Vorbereitung auf den Wettkampf kaum etwas im Wege. Bei dichtem Schneefall sowie Außentemperaturen im deutlichen Minusbereich stößt natürlich auch dieses System irgendwann an seine Grenzen. In diesen Fällen befreien fleißige Helfer mit der guten, alten Schneeschaufel den Platz von lästigen Schneemassen. Neben der kurzfristigen Perspektive auf Einhaltung des Spielplans erfüllt die Rasenheizung noch ein längerfristiges Ziel. Denn die Kombination von Väterchen Frost und die Beschädigung der Grashalme durch Sportler ist eine schlechte. Nicht nur optische Einbußen sind die Folge. Die Pflanzen werden in ihrer Entwicklung gestört und müssen durch andere Maßnahmen aufwendig „repariert“ werden. Eine Rasenheizung sichert die Qualität des Untergrunds und schützt das Geläuf bis zur Wachstumsperiode im Frühling. Der letzte Sachverhalt ist natürlich kein Argument für den Einbau von Rasenheizungen unter Kunstrasenspielfeldern. Dennoch setzen viele ambitionierte Vereine diese Möglichkeit in die Tat um. Denn damit ist die ganzjährige Bespielbarkeit weitgehend gesichert. Die „Tiefenwärme“ verhindert die Bildung von Eis an der Oberschicht.

Bewässerung im Winter? Kaum vorstellbar. Doch es gibt Konstellationen, welche diese Maßnahme erforderlich machen. Wenn der Rasen beispielsweise durch die Rasenheizung zu stark austrocknet. Ohnehin ist Expertenwissen für die Benutzung einer solchen Anlage notwendig. Mit „einfach auf den Schalter drücken“ ist es nicht getan. Deshalb vertrauen Profiklubs auch auf Profis als Greenkeeper. Etwa vier Tage vor einem Spieltag schalten diese das System ein, sofern von widrigen Bedingungen ausgegangen wird. Dennoch sollte die Temperatur gut gewählt werden, um die richtige Mischung zwischen Schneebeseitigung und Austrocknung zu finden. Weitere Berücksichtigung findet die Außentemperatur in Verbindung mit Windeinfluss. Dadurch entsteht an der Oberfläche eine Kälteschicht, die jenseits von minus zehn Grad schwierig zu verarbeiten ist. Dieses Szenario gehört allerdings der Seltenheit an. Schneefall unmittelbar vor dem Anpfiff verlangt allen Beteiligten und Systemen zusätzliche Bedenken ab. Je nach Stärke stößt auch hier die Maschinerie an ihre Grenzen. Doch dieser Vorfall ist ebenso aufgrund der Seltenheit kein Argument für die Nichtbeschaffung.

Das Olympiastadion in München war 1972 Vorreiter für eine Rasenheizung. Einige Jahre darauf kopierte Eintracht Frankfurt im Waldstadion das System. Doch dann legte sich die Erfindung zunächst auf Eis. Erst Anfang der 90er-Jahre erlebte die Rasenheizungs-Industrie einen regelrechten Boom. Die Ursache war, dass viele Vereine neue Stadien bauten. In diesem Zusammenhang war die Aufnahme der Kunststoffrohre eine relative Leichtigkeit. Denn eine Nachrüstung gestaltet sich um ein Vielfaches schwieriger.