Der erste Teil dieser Serie befasste sich mit der „Wasserschlacht von Frankfurt“ bei der Weltmeisterschaft 1974. Derartige Bedingungen sind bei der Fußball-WM 2022 in Katar nicht zu erwarten. Dafür rechnet die Fachwelt mit einem anderen Phänomen. Bis zu 50 Grad Celsius werden in den Sommermonaten in Katar erwartet. Welche Lösungen streben Experten an? Wie gefährlich ist Hitze für den Sportler? Wie sehr leidet der Rasen darunter?

Über die Probleme von Hitze- und Dürreperioden berichteten wir bereits in vergangenen Blogs. Ebenso über die richtige Handhabung hinsichtlich Wässerung. Die Temperaturen in dem Land des nächsten WM-Ausrichters schlagen dem Fass allerdings den Boden aus. 50 Grad Celsius sind im katarischen Sommer keine Seltenheit. Ist das jenseits der Belastungsgrenze für Natur und Mensch?

Eine erste sinnvolle Entscheidung fällten die Fachleute bereits: Sie nahmen die Weltmeisterschaft aus dem Brennpunkt der Sommermonate und verlegten sie in die Winterphase. So geht sie erstmals vom 21. November bis 18. Dezember 2022 über die Bühne. Von Kälte und Schnee ist in diesem Zeitraum allerdings weit und breit keine Spur. Vielmehr bewegen sich die Temperaturen nicht mehr auf dem Höchststand. Aus diesem Grund sind weitere Vorkehrungen essentiell.

Über ein ökologisch nachhaltiges Konzept werden alle zwölf Stadien klimatisiert. Für die Durchführung ist ein Frankfurter Planungsbüro beauftragt. Die Umsetzung macht quasi aus der Not eine Tugend. Im Umfeld der Sportstätten gewinnen Solaranlagen die nötige Energie für die Kühlung. Bei geöffnetem Dach dürfen 27 Grad Celsius als Höchstwert nicht überschritten werden. So die Vorgabe der FIFA.

Was haben Rasenplätze und Sportler gemeinsam? Durst! Bei extrem hohen Temperaturen macht die Aufnahme von Flüssigkeit noch um ein Vielfaches mehr Sinn. Die Bewässerung von Fußballplätzen ist insbesondere in den Morgen- oder Abendstunden empfehlenswert. Bei Sportlern sieht die Taktik etwas anders aus. Bereits am Vortag eines Wettbewerbs sollte ausreichend getrunken werden. Fünf bis dreißig Minuten vor Spielbeginn empfehlen Mediziner etwa 0,3 bis 0,5 Liter. Während der Belastung wären ein Viertel Liter je Viertelstunde ideal. Spätestens nach einer Stunde sollte zur Flasche gegriffen werden. Auch machen Trinkpausen bei extremer Hitze Sinn.

Ein Blick auf die Inhaltsstoffe der Flüssigkeitszufuhr lohnt. Ein Sportmediziner legt den Finger in die Wunde eines Ammenmärchens: “Natrium und Kalium sind ganz wichtig. Man meint ja immer, dass zu wenig Magnesium zu Krämpfen führt. Oft ist es aber ein Kaliummangel,“ verrät Dr. Stefan Hafner, Facharzt für Allgemein- und Sportmedizin in Passau. Teure Isodrinks seien allerdings nicht notwendig, da Saftschorlen alle sinnvollen Inhaltsstoffe beinhalten. Als Abkühlung sind Wasserkübel am Spielfeldrand bei extremen Temperaturen empfehlenswert. Wenn die Spieler sich das kühle Nass über den Kopf gießen, freut sich dabei ein weiterer Teilnehmer: Der Rasenplatz. So bekommt der Untergrund wenigstens an einer kleinen Stelle etwas Wasser zugeführt. Die Rasenpflege ersetzt das freilich nicht.

Bild oben: J. u. R. Söder GbR (Sportplatzprofi)