Aktuell sind die Temperaturen im November-Schnitt viel zu hoch. Ebenso geizt der Wettergott noch mit Niederschlägen. Beides gute Voraussetzungen für Fußballspiele, denn von einer Absagewelle blieb die regionale Fußballszene bislang verschont. Das könnte sich allerdings schnell verändern. Gerade im Endspurt auf dem Weg zur Winterpause fielen nicht selten viele Begegnungen buchstäblich ins Wasser. Trockenes, aber eisiges Klima kann den Spielplan ebenso aus den Angeln heben. Diesen Aggregatzustand durchleuchtet der folgende Artikel genauer.

Bei welchen Temperaturen hört der Spaß auf und fangen die Gefahren an? Zunächst gibt es im Amateurfußball zwei Instanzen, die über die Austragung eines Spiels entscheiden. Der Heimverein, insbesondere der Greenkeeper, gibt das Geläuf frei oder nicht. Als Unabhängiger richtet am langen Ende der Schiedsrichter über „Anpfiff“ oder „Abpfiff“. Seine Kompetenz leitet sich aus dem Regelwerk ab. Hier hat der Unparteiische zwei Punkte sicherzustellen. Einerseits soll der Untergrund einen fairen Wettkampf zulassen. Wenn dem Zufall Tür und Tor geöffnet ist, darf der Schiedsrichter nicht anpfeifen. Andererseits steht der Referee für die Gesundheit der Akteure in der Verantwortung. Neben klimatischen Risiken wie Gewitter ist eine Prüfung der sicheren Platzbeschaffenheit die Kernaufgabe des Schiedsrichters.

Grundsätzlich gibt es bei frostigen Temperaturen zwei Gefahrenherde für Fußballspieler. Erstens geben Gesundheit, insbesondere die Atemwege irgendwann ihren Geist auf. Zweitens wird der ursprüngliche Zweck des weichen Rasens möglicherweise ad absurdum geführt. Nämlich dann, wenn sich dieser in eine betonähnliche Schicht verwandelt. Experte Wilfried Kindermann war seines Zeichens Internist der deutschen Fußballnationalmannschaft und kritisiert die Richtlinie der Europäischen Fußball-Union (UEFA): „Ich würde ein Fußballspiel bei mehr als zehn Grad minus nicht anpfeifen. Das wäre für mich gerade noch tolerabel.“ Die Organisation setzt mit bis zu sechzehn Grad minus die Schmerzgrenze und das K.O.-Kriterium weit höher an. Die Bedenken des Sportarztes umfassen beispielsweise „zu starke Unterkühlungen“. Deshalb rät er auf jeden Fall zu Handschuhen und Strumpfhosen. Medizinisch sei auch eine Kopfbedeckung sinnvoll, allerdings nicht praktikabel. Bewegung im frostigen Umfeld sei noch nicht mal das große Thema. Vielmehr käme es zu Verletzungen, weil kein Fußballer über neunzig Minuten in Bewegung bliebe. Eine Gefahr für die Atemwege bestünde keine, es sei denn es läge eine Vorerkrankung vor. In diesem Fall wäre Anstrengungsasthma eine mögliche Folge.

Steigt durch kalte Temperaturen auch das Risiko auf eine Grippe? Absolut. Der Ablauf im menschlichen Organismus ist klar. Die Kälte zwingt den Körper zu einer erhöhten Thermoregulation. Hierdurch benötigt er deutlich mehr Energie, um die wichtigsten Körperfunktionen im wahrsten Sinne des Wortes „am Leben zu halten“. Dieser Kraftakt führt allerdings häufig zur Schwächung des Immunsystems. Vor allem trockene und kalte Luft bietet ein Eldorado für Grippeviren. Somit ist der ohnehin geschwächte Mensch stark gefährdet.

Zum vorherigen Absatz gibt es ein großes „Aber“. Zur ganzen Wahrheit gehört nämlich auch die Tatsache, dass Sportler mit kontinuierlichem Trainingsbetrieb in der Winterlandschaft ein weitaus besseres Immunsystem aufweisen. Daher ist unter medizinischen Gesichtspunkten gegen Freiluftsport nichts einzuwenden. Nur sollten die richtigen Vorkehrungen beachtet werden. Hierzu gehört die passende Kleidung. Eine Kopfbedeckung spielt beispielsweise keine untergeordnete Rolle, denn 40 Prozent der Körperwärme entweicht über den Kopf.

Autor Bild (oben): Stefan Beck