Als aufmerksamer Zuhörer von Joachim Deckerts Aussagen wird man ein Gefühl nicht los: Der 53-Jährige befindet sich offensichtlich im besten Trainer-Alter. Der Coach blickt auf jede Menge Erfahrung aufgrund seiner langen Laufbahn zurück, gehört jedoch noch lange nicht zum alten Eisen. Aktuell steht er zwar nicht in der Hauptverantwortung, allerdings unterstützt er einen Trainernovizen bei seiner Arbeit. 

Frage: Hallo Herr Deckert. Können Sie sich bitte kurz vorstellen?

Joachim Deckert: „Ich heiße Joachim Deckert, Spitzname ‚Fonsl‘. Ich bin 53 Jahre und wohne in Estenfeld. Mit meiner Ehefrau Ute habe ich zwei Töchtern. Beruflich bin ich als Verlagskaufmann tätig.“

Auf welche Stationen blicken Sie als Trainer zurück? Was für Erfolge feierten Sie oder welche Niederlagen mussten Sie einstecken?

„Ab dem Jahr 1991 übte ich an insgesamt acht Stationen ein Traineramt aus. Die letzten drei Vereine waren ASV Rimpar, FC Würzburger Kickers und TSG Estenfeld. Der Einstieg in meine Übungsleiter-Laufbahn war mit einem Abstieg als Spielertrainer suboptimal. Allerdings korrigierten wir die Pleite im Folgejahr durch den direkten Wiederaufstieg. Insgesamt blicke ich auf acht weitere Aufstiege zurück. Alleine drei Mal in Folge mit der U-19 der Würzburger Kickers. Jeder Erfolg ist für sich einzigartig. Ich schaue dabei auf Highlights bei kleinen Dorfvereinen, aber auch bei professionell geführten Klubs zurück. Diese Mischung finde ich interessant und prägte mich.“

Was macht die Faszination Fußball, insbesondere des Trainerjobs aus?

„Ich habe mich aufgrund eines schweren Autounfalls relativ schnell für das Amt des Übungsleiters entschieden. Ich selbst hatte als Spieler wenige gute Trainer. Das war Motivation für mich, es besser zu machen. Der Job an der Seitenlinie war schon immer mein Ding und mehr als ein Hobby. Eine Fußballmannschaft ist eine Mischung aus völlig verschiedenen Charakteren, menschlich wie fußballerisch. Diese Ansammlung von Individuen zu einer Einheit zu formen ist ein erfüllendes Hauptziel. Dabei spielen Alter, Bildung, Sprache etc. keine Rolle.“

Bei Ihrer letzten Station in Estenfeld gab es auch einen Kunstrasen. Fluch oder Segen?

„Die Vorteile von künstlichem Rasen sind nicht von der Hand zu weisen. In der Wintervorbereitung rannten uns andere Vereine für Testspiele die Türe ein. Natürlich hat sich im Lauf der Zeit auch die Qualität deutlich verbessert. Aber natürlich ist ein Naturrasen in gutem Zustand konkurrenzlos. Fußball ist und bleibt ein Rasensport und wir spielten in den Sommermonaten immer auf der natürlichen Variante.“

Erinnern Sie sich besonders gerne an ein Ereignis?

„Als Trainer stehst du im Normalfall immer unter Druck. Mein Traum war immer, völlig entspannt mit einer Zigarre auf der Trainerbank zu sitzen und ein Spiel zu verfolgen. Vor einigen Jahren durfte ich dieses Szenario erleben. Wir benötigten aus den letzten fünf Partien nur noch einen Zähler, um die Meisterschaft einzufahren. Als wir deutlich führten, steckte mir mein Co-Trainer eine Zigarre in den Mund. Diese genoss ich tatsächlich im Sitzen in vollen Zügen. Einige Minuten später feierten wir die Meisterschaft.“

Vielen Dank für das Interview, Herr Deckert!

Foto (oben): Alexander Rausch