Was befiehlt ein Schaf einem Greenkeeper? „Mäh!“ Spaß beiseite. Viele Schafe hätten auf einem Fußballfeld vielleicht die Langzeit-Wirkung von „tierischen Rasenmähern“. Allerdings überzeugt Experte Rudi Söder mit anderen Varianten. Der Fachmann gibt eindrucksvolle Tipps hinsichtlich Mäh-Zeiten und Mäh-Verhalten. Vieles hängt vom Unterschied von „jungem“ und „gewachsenem“ Rasen ab. Doch eines ist klar: Rudi Söder ist allen Anforderungen bestens „gewachsen“.

Frage: Wann erlangt ein frisch angesäter Rasen in Ihren Augen die Spielreife?

Rudi Söder: „Der Experte spricht etwa die ersten zwölf Monate von einem ‚jungen’ Rasen. Nach dem Verständnis eines Laien wäre das neue Grün möglicherweise nach vier Wochen bereits einsatzfähig. Denn in dieser kurzen Zeit bildete sich bereits eine geschlossene Rasendecke und überzeugt durch seine optischen Reize. Allerdings sind die Wurzeln noch schwach und nicht gut ausgebildet. Als Faustregel ist ein Fußballplatz nach einem Jahr in der Lage, den massiven Einflüssen Widerstand zu leisten.“

Ist bei einer Neuansaat hinsichtlich des Mähverhaltens etwas zu beachten?

„Auf alle Fälle. Der Mäh-Turnus sollte viel länger gewählt werden. Erst bei einer Grashalm-Länge von etwa zehn Zentimetern ist ein Schnitt sinnvoll. Weiter zu beachten: Die Schnitthöhe sollte fünf Zentimeter nicht überschreiten. Zwar fehlt die ersten Male noch die Dichte, doch die stellt sich schnell ein. Durch zu häufiges Mähen lässt sich bei einem jungen Rasen mehr kaputtmachen, als bei einem alten. Das Wurzelwerk ist noch nicht so tief verankert. Zudem sind die Halme noch schwach. Durch behutsames Mähen sollen sie in ihrer Entwicklung nicht gestört werden. Jeder Schnitt kommt einer Operation gleich und ‚verletzt’ die Halme. Im Normalfall haben wir nach einem Neubau aus gutem Grund die Anschlusspflege im Vertrag. Manchmal verzichten die Kommunen darauf und machen durch schwere Gerätschaften beim ersten Mähen viel kaputt. Insbesondere bei Feuchtigkeit ist die Gefahr hoch, das neue Grün zu beschädigen. Zudem muss das abgeschnittene Gras bei einem jungen Rasen zwingend sofort abtransportiert werden.“

Was kann durch falsches Mähen passieren?

„Der Kardinalfehler ist zu kurzes Abschneiden. Dadurch werden die Gräser zu nah am Wurzelhorizont beschädigt. Vier bis fünf Zentimeter sind eine passende Faustregel. Dadurch speichert der Rasen auch mehr Feuchtigkeit, was dem Wachstum zugute kommt. Vor allem in Spielpausen kann der Fußballplatz problemlos mit einer geringeren Schnitthöhe gemäht werden.“

Soll sich das Mähverhalten von Frühling bis Herbst verändern?

„Es liegt in der Natur der Sache, dass die Vegetation insbesondere im Frühling, aber auch im Herbst stärker ist als im Sommer. Dadurch ist natürlich häufigeres Mähen notwendig. Zusätzlich sollen dem Rasen immer wieder Nährstoffe zugeführt werden. Die Aufbaudüngung im Frühling mit Stickstoffen regt das Wachstum noch weiter an.“

Sichel- oder Spindelmäher? Wer hat die Nase vorne?

„Der Sichelmäher legt das abgeschnittene Gras in der Regel ab. Bei Feuchtigkeit sollte deshalb nie gemäht werden. Denn es bilden sich Batzen, die nicht aufgenommen werden können. Darunter leidet der gesunde Rasen, denn dieser erhält kein Licht und Sauerstoff mehr. Der Spindelmäher schneidet das Gras schärfer ab und hat damit Vorzüge gegenüber dem Sichelmäher. Dieser reißt mehr am Gras, was oftmals nicht gut ist. Das ist ein Grund, warum die Oberfläche gelblich werden kann. Zudem lässt der Spindelmäher das Grüngut am Rasen liegen. Dies wirkt wie eine Nährstoff-Kur. Kleiner Nachteil ist der, dass häufiger gemäht werden muss.“

Bild oben: Rudi Söder