Sprichwörter aus der Welt der Pferde gibt es wie Sand am Meer. Sicherlich ein Beweis, dass es uns die Vierbeiner schon jeher angetan haben. Die Beziehung „Mensch-Pferd“ ist sowohl eine nützliche als auch eine liebenswerte. Die meisten Ausdrücke kennt jeder. Die große Auswahl verblüfft dagegen sicherlich viele Leser. Der ursprüngliche Sinn von den Phrasen dürfte selbst Pferde-Kennern neu sein. Es folgt der erste Teil unserer Sprichwort-Serie. 

„Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“

Diese Botschaft behauptet der Volksmund. Eine bekannte Abwandlung lautet: „Das Glück der Pferde, ist ein Reiter auf der Erde.“ Tatsächlich ist das Pferd-Reiter-Verhältnis für beide Seiten ein Gewinn. Als Flucht- und Herdentier haben Pferde ein feines Gespür für Schwingungen. Sie wissen genau, was in einem Menschen vorgeht. Auf der anderen Seite profitieren die Vierbeiner natürlich von uns Zweibeinern. Aus diesem Grund macht auch die abgewandelte Version des Sprichwortes Sinn. Urheber des Sprichwortes in der Überschrift schein der deutsche Lehrer und Schriftsteller Friedrich von Bodenstedt zu gewesen zu sein. Der Autor wurde 1819 in Peine geboren und verstarb 1892 in Wiesbaden. Im Jahre 1851 erschien das Werk „Die Lieder des Mirza Schaffy“, welches aus der Feder von Bodenstedt entsprang. Darin kam das Pferde-Sprichwort zum ersten Mal vor. Allerdings kann die primäre Erwähnung nicht eindeutig bestätigt werden.

„Ein gutes Pferd springt nicht höher, als es muss“

Eine Prise Ironie beinhaltet diese Weisheit durchaus. Allerdings ist die Intention ernst gemeint. Der Satz passt in verschiedenen Bereichen des Lebens wie die Faust aufs Auge. Immer wird ein Ziel erreicht, aber gerade so. So könnte es ein Schüler mit einer Menge Vierer im Zeugnis behaupten, da er die Klassenversetzung dennoch erreicht hat. Ebenso benutzen Sportreporter diese Phrase nicht ausschließlich beim Springreiten. Wenn eine Fußballmannschaft unverdient mit 1:0 gewinnt, dann hätte ein 6:0 auch nicht mehr als drei Zähler eingebracht. Dazu passt der Satz.

„Mit jemandem Pferde stehlen können“

Heutige Bedeutung: Sich auf einen Freund hundertprozentig verlassen können. Zudem mit ihm etwas Ausgefallenes oder Verrücktes unternehmen können. Der Ursprung liegt höchstwahrscheinlich im 17. Jahrhundert. In dieser Zeit galten Pferde als extrem kostbare Nutztiere. Aus diesem Grund schützten sie Bewacher vor Pferdediebe. Ebenso setzte es bei Überführung drakonische Strafen. Deshalb war ein Dieb-Duo extrem vom Mut und der Treue des jeweils anderen abhängig.

„Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul“

Dieses Sprichwort unterstreicht die Bedeutung von Geschenken. Es kommt nicht in erster Linie auf den monetären Wert an. Vielmehr ist die Geste des Schenkers wertzuschätzen. Aus diesem Grund sollten Präsente weder ausgeschlagen, noch hinterfragt werden. Der Ursprung geht auf ein römisches Sprichwort zurück. Beim Pferdehandel stellte der Kaufinteressent Alter und Zustand des Vierbeiners durch die Analyse des Gebisses fest. Genau diese Aktion sollt bei einem „geschenkten Pferd“ ausbleiben. Daher rührt die Weisheit.

Foto oben: Florian Geiger