Fußballplatz ist nicht gleich Fußballplatz. Die Bandbreiten der Maße sind zwar in den Regeln verankert, aber variieren von Spielfeld zu Spielfeld. Ebenso gibt es Unterschiede zwischen Kunstrasen- und Naturrasenfeldern. Große Differenzen bringen natürlich witterungsbedingte Einflüsse mit sich. Diese werden in unserer neuen Serie „Extreme Fußballspiele“ unter die Lupe genommen. Alles Gute kommt von oben? In Sachen Regengüsse und Fußballspiele stimmt diese Weisheit wohl eher weniger. Dafür gibt es ein äußerst bekanntes Beispiel.

Spielabsagen aufgrund widriger Witterungsbedingungen gehören im Amateurfußball beinahe zur Normalität. Insbesondere in den anfälligen Monaten unmittelbar vor und nach der Winterpause entscheiden die Greenkeeper über den Zustand der Grünfläche. Die Platzwarte haben den Hut auf und heben wie im alten Rom den Daumen nach oben oder unten. Darf gespielt werden oder nicht?

Der Profifußball kennt andere Voraussetzungen. Eine kurzfristige Spielabsage kommt einer mittleren Katastrophe gleich. Zu viele organisatorische und finanzielle Einbußen löst eine Spielabsetzung im Geschäft Fußball aus. Trotz aller Vorkehrungen wie Rasenheizungen siegte der Wettergott in der Vergangenheit immer wieder mal über den Spielplan. So führte sintflutartiger Regen 2010 zum Abbruch der Bundesliga-Partie 1. FC Nürnberg gegen VfL Wolfsburg. Die 1:0-Pausenführung des „Clubs“ war ohne Wert, da das gesamte Match wiederholt werden musste.

Am Rande einer Neuansetzung war die WM-Partie Bundesrepublik Deutschland gegen Polen im Jahr 1974. Bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land ging das Spiel als „Wasserschlacht von Frankfurt“ in die Geschichtsbücher ein. Was war geschehen? Kurz vor Anpfiff überschwemmte ein Wolkenbruch das Spielfeld. Der Fußballplatz glich einer Seenlandschaft und der Ball schwamm, anstatt zu rollen. Der straffe WM-Spielplan und die weltweite Bühne zwangen die Verantwortlichen zum Handeln. Kurzerhand entpuppte sich die Frankfurter Feuerwehr zum „Freund und Helfer“. Mit Pumpen und Walzen befreiten sie die größten Pfützen. An einem regelkonformen Spiel zweifeln die Gelehrten jedoch heute noch.

Die Fachwelt meinte, dass der widrige Untergrund eher den Deutschen in die Karten spielte. In diese Richtung äußerte sich auch Kapitän Franz Beckenbauer. Er meinte fair, dass die Polen ihr gefürchtetes Kurzpassspiel nicht aufziehen konnten. Vielmehr blieb das Spielgerät oftmals in kleineren Wasseraufkommen liegen. Die Bedeutung dieses Spiels war immens. Bei Sieg der Deutschen oder Unentschieden hätten sich die Schwarz-Weißen für das Finale qualifiziert, bei einer Niederlage wären die Polen ins Endspiel eingezogen. Zunächst verschoss Uli Hoeneß einen Strafstoß, allerdings machte mit Gerd Müller der Torjäger vom Dienst in der 76. den Sieg perfekt. Damit gelang den Kickern mit dem Adler auf der Brust trotz schlammverschmierter Trikots der Finaleinzug. Der Rest ist bekannt. Erneut holten die Deutschen einen Sieg mit einem Tor Unterschied, wiederum durch einen Treffer von Gerd Müller. Kapitän Franz Beckenbauer stemmte den Weltmeisterpokal in den Münchener Himmel. Wie der Frankfurter Greenkeeper die Schäden nach der “Wasserschlacht” in den Griff bekam, ist nicht überliefert.