Der FC Schalke 04 ist alles, nur kein normaler Fußballklub. Hinter den „Knappen“ liegt seit Samstag eine bewegte Fußballsaison mit wesentlich weniger Höhen als Tiefen. Im Vergleich zu den anderen Profivereinen zeichnet den Traditionsverein allerdings etwas ganz Besonderes aus. Nur in der Veltins-Arena gibt es den „herausfahrenden Rasen“. Grund genug, das außergewöhnliche Stadion genauer unter die Lupe zu nehmen. 

Am 13. August 2001 eröffnete die mit Hightech ausstaffierte Veltins-Arena in Gelsenkirchen. Es beinhaltet sowohl Besonderheiten, als auch ein Alleinstellungsmerkmal. So ist es beispielsweise mit einer Kapelle ausgestattet, in der Taufen oder Trauungen stattfinden. Für echte Schalker Fans wohl das Höchste der Gefühle. Nur die Commerzbank-Arena in Frankfurt sowie das Berliner Olympiastadion verfügen ebenfalls über eine derartige kirchliche Einrichtung.

Eine weitere Errungenschaft des Stadion-Neubaus ist das verschließbare Dach. Dieses reicht grundsätzlich über die gesamte Arena, kann allerdings über dem Spielfeld geöffnet werden. Doch Vorsicht! Während einem Spiel darf der Zustand nicht geändert werden. Aus diesem Grund entscheidet der Unparteiische bis 90 Minuten vor Anpfiff über „auf“ oder „zu“. Der Normalfall ist der „Cabrio-Zustand“, nur bei widrigen Umständen wie Schneefall oder Starkregen entscheiden die Verantwortlichen zum Wohl des Rasens auf „Turnhallen-Atmosphäre“.

Das Prunkstück an sich liegt allerdings knapp unter der Grasnarbe. Der Rasen kann nämlich aus dem Stadion gefahren werden. Mittels eines hydraulischen Systems befördern Schienen das Spielfeld nach außen. Dies dauert in der Regel zwischen 3,5 und 4,0 Stunden. Die Südkurve schwebt ähnlich wie eine Brücke über dem Boden. Darunter kann sich der Rasen verabschieden. Jeder Durchgang verursacht Kosten von etwa 13.000 Euro. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Das Verschwinden des Spielfeldes beinhaltet allerdings einigen Mehrwert. Hierdurch werden Schäden durch andere Veranstaltungen als Fußballspiele weitgehend vermieden. Denn in der Multifunktions-Arena finden auch Konzerte, Opernaufführungen oder ein jährliches Biathlon-Event statt. Damit ist das Ausfahren des grünen Untergrundes eine elegante Variante. Ebenso können die Greenkeeper den Rasen zum Zwecke der Regeneration herausschieben. So gehen sie dem altbekannten Problem der Lichtversorgung ein Stück weit aus dem Weg.

Die Ingenieure der Veltins-Arena dachten aber nicht ausschließlich an das Wohlbefinden des Geläufs. So sollen auch die Fans beim Verzehr ihres Lieblingsgetränks nicht zu kurz kommen. Über eine sage und schreibe fünf Kilometer lange Pipeline wird die Bierversorgung gewährleistet. Ein organisatorisches Wunder, mit dem sich sicherlich auch der eine oder andere Amateurverein anfreunden könnte. 32 Kioske laden damit zum Verzehr ohne lange Wartezeiten ein.