Die Grasnarbe braucht sich in der Regel vor einem nicht fürchten – dem Schiedsrichter. Der Unparteiische ist zwar fester Bestandteil des Fußballspiels, allerdings strapaziert er die Scherfestigkeit des Rasens in der Regel wesentlich weniger als die Spieler. Die Anforderungen an die Akteure sind komplex und vielfältig. Die Erwartungen an den Referee sind aber auch nicht von schlechten Eltern. Grund genug, einen Blick auf sie zu werfen. 

Natürlich gibt es in den untersten deutschen Spielklassen das Bild eines Schiedsrichters mit Bierbauch, der nur zum Pausentee den Mittelkreis verlässt. Nicht zuletzt durch Mangel an Unparteiischen mag es ihn auch immer noch geben. Unbestritten ist es aber die große Ausnahme. Grundsätzlich verlangt das Fußballspiel den Referees viel ab, sowohl bei den Profis als auch bei den Amateuren.

Ernsthafte Messungen gibt es natürlich nur in den höchsten Etagen. Doch die sind verblüffend, denn die Regelhüter brauchen sich hinter den Profikickern nicht verstecken. Durchschnittlich läuft ein Spieler etwa zwölf Kilometer. Sportmedizinische Untersuchungen kamen in der Bundesliga zu dem Ergebnis, dass Referees zwischen zehn und fünfzehn Kilometer zurücklegen. Das dürfte in unteren Ligen natürlich weniger sein, aber natürlich „fressen“ auch die Spieler lange nicht so viel Strecke.

Neben einem guten Fitnessstand benötigt der Schiedsrichter jede Menge weiterer Qualitäten. So wird die psychische Belastung oftmals unterschätzt. Spieler, Vereinsverantwortliche oder Zuschauer erleben erst dann den immensen Druck, wenn sie selbst in die Rolle des Unparteiischen schlüpfen. Kritik prasselt schnell von allen Seiten ein und der Schiedsrichter muss alleine das dicke Fell besitzen.

Natürlich muss der Referee auch regelkundig sein. Hier wird ihm die komplette Laufbahn durch permanente Regeltests viel abverlangt. „0815-Fragen“ spielen in den Prüfungen kaum eine Rolle. Vielmehr geht es um die Bewertung von Spezialfragen, die ein „Normalsterblicher“ nicht beantworten könnte. Das Regelwerk überträgt dem Schiedsrichter eine hohe Verantwortung. Wir berichteten bereits darüber, dass er nicht nur für den ordnungsgemäßen Spielbetrieb, sondern auch für die Sicherheit der Spieler zuständig ist. Dabei müssen vor allem in der kälteren Jahreszeit kritische Platzverhältnisse beurteilt werden. So muss der Hauptverantwortliche bei extremer Rutschgefahr durch eine Eis- oder Schneeschicht die Partie absagen.

Schiedsrichter sind also kaum zu ersetzen und ihnen sollte mindestens so viel Respekt wie anderen am Fußballspiel beteiligten Personen entgegengebracht werden. Hier kommen weitere Charaktereigenschaften, die ein Referee unbedingt besitzen sollte: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Stressbeständigkeit, Präzision, gute Auffassungsgabe, Entscheidungsfreudigkeit oder soziale Kompetenz. Und immer daran denken: Spieler werden ausgewechselt, Schiedsrichter maximal bei größeren Verletzungen.

Bild oben: Alexander Rausch