Auch den Schlagersängern „Klaus & Klaus“ aus dem hohen Norden haben es Pferde offensichtlich angetan. „Da steht ein Pferd auf dem Flur“ lautet eines ihrer bekanntesten Ulk-Lieder. Alle Inhalte sind natürlich nicht für bare Münze zu nehmen. Als Negativ-Beispiel dient die Strophe: „Ein Pferd heißt Pferd, weil es fährt“. Selbst Laien dürfte der Unsinn klar sein. Viel fundierter und wissenschaftlicher stellt sich unsere Serie „Redewendungen mit Pferden“ dar. Die teilweise lustigen und bekannten Sprichwörter basieren auf ernsten und verblüffenden Hintergründen.

„Vom Hafer gestochen werden“

In gewisser Beziehung passt dieser Satz auch auf die Sänger „Klaus & Klaus“. Seit dem 16. Jahrhundert werden mit dieser Phrase aufgedrehte und verrückte, aber auch nervöse Menschen umschrieben. Der Ursprung dürfte den wenigsten geläufig sein. Hafer ist natürlich ein Hauptfuttermittel für Pferde. Eine Überdosis führt bei den Huftieren drogenartig zu einem gewissen Übermut. Doch damit ist die Erklärung noch nicht abgeschlossen. Einen Bruchteil der Futterpflanze scheiden die Pferde unverdaut aus. Damit werden sie am sensiblen Hinterteil unsanft gestochen und die Erklärung ist perfekt.

 „Die Pferde scheu machen“

„Für unnötig Aufregung sorgen“ würde ein synonymer Ausdruck lauten. Jeder kennt die Verhaltensmuster der Vierbeiner, wenn sie ihrem Instinkt folgen. Im Angstzustand ergreifen sie die Flucht. Auf Reiter oder natürliche Barrieren nehmen sie kaum Rücksicht. Das Sprichwort entsprang dem Vokabular von Fuhrleuten. Ihnen werden ohnehin viele aktuelle Floskeln zugesprochen. Scheuende Pferde stellten in ihrer Funktion als natürliche Zugmaschinen ein hohes Risiko für die Kutsche oder den Wagen dar. Mit ihrer Kraft schlugen sie oftmals über die Stränge, wodurch die Herkunft eines weiteren Sprichwortes erklärt ist. Vor der Weiterfahrt mussten sie somit mühsam wieder eingespannt werden.

„Dazu bringen mich keine zehn Pferde“

Hinsichtlich des Ursprungs ist dieses Sprichwort relativ selbsterklärend. Die enorme Kraft der Vierbeiner ist unbestritten. Wenn sich also ein Mensch dieser Phrase bedient, dann möchte er zwei Dinge vermitteln. Erstens bringt er seine massive Abneigung zu einem Thema zum Ausdruck. Zweitens gibt er potenziellen Überredungskünste anderer keinen Funken Hoffnung. Sogar die Kraft von zehn Pferden könnten keine Änderung herbeiführen – ein deutliches Statement.

„Ich glaub`, mich tritt ein Pferd“

Eine Liebeskomödie aus dem Jahre 1978 mit John Belushi hat exakt diesen Titel. Natürlich möchte niemand von den großen Tieren getreten werden. Insbesondere die Gefahr, dass sie nach hinten ausschlagen, sollte jedem geläufig sein. Deshalb am besten immer im Sichtfeld bewegen, denn Pferde verfügen nicht über Rückspiegel. Im übertragenen Sinn soll mit diesem Sprichwort das Erstaunen über einen Sachverhalt ausgedrückt werden. Insbesondere die blitzschnelle Verwunderung wird hiermit Ausdruck verliehen, denn Pferde schlagen ebenso ruckartig und mit enormer Schnelligkeit aus.

„Ruhig, Brauner“

Ein Musterbeispiel dafür, dass wohl jeder Mensch den Sinn dieser Aufforderung kennt, allerdings nicht die Herkunft. Natürlich will der Sprecher dieser Wörter dem Empfänger mitteilen, dass er sich beruhigen soll. Nervosität oder Aggressivität sollten sich durch Senkung des Blutdrucks verflüchtigen. Der Ursprung liegt wie so oft auf den Brettern, die die Welt bedeuten. In Richard Wagners weltbekannter Opern-Trilogie „Ring der Nibelungen“ ist das Zitat zum ersten Mal aktenkundig. Zwei braune, stolze Pferde mit schwarzer Mähne kommen sich ins Gehege. Daraufhin besänftigt ein Mensch die zwei Streithähne mit dem Satz „Ruhig, Brauner.“

Foto oben: Florian Geiger